Mittwoch, 6. Januar 2010

Internet für Arme

Da sag noch einer was gegen Internet in China. In der Stadtbücherei kann man wieder surfen. Sie haben die Geräte neu eingerichtet und was hat sich geändert? Einfach so ans Gerät, das war mal. Man muß sich mit einen Ausweis registrieren, der wenigstens nichts kostet. Dann kann man mit Passwort eine Stunde ins Netz. Vorher erscheint ein Hinweis, daß die Sitzung protokolliert wird und 90 Tage gespeichert wird.
Na fein, damit niemand mit dem Gerät fragwürdige Seiten besucht? Daß eine Bücherei ihre Geräte nicht für reine Unterhaltung oder Spiele zur Verfügung stellt, ist ja nachvollziehbar. Trotzdem fühlt man sich wie in einer Diktatur. Ok, wer Sexseiten besuchen will, kann das im Internetcafe erledigen. Davor scheinen sie Schiß zu haben, das die Kids zuviel Einblicke in Feuchtgebiete bekommen? Na die gehen eher ins Internetcafe, das können sie meist ohnehin machen was sie wollen, zumeist Counterstrike spielen.

Früher gab s einen Filter und offebar einige Beschwerden. Denn der sperrte nach dem Stichwortprinzip die Seiten. Witzigerweise im Bereich Neonazis, genau die Seiten der Gegner, in denen ja diese Schlüsselbegriffe häufig gebraucht werden. Dazu noch etliche harmlose Seiten, wenn es um Sex und verwandte Worte ging.
Was dabei aber aufstößt, ist, das man von vornherein mit Mißtrauen ans Gerät darf. Na wenigstens kostet es nichts, ist ja wohl das Mindeste was man erwarten darf. Zudem sind etliche Funktionen nach wie vor gesperrt, Daten hochladen geht nicht. Texte muß man eintippen, dafür kann man seine Mailbox aufrufen und Mails schicken, allerdings nicht mit vorbereiteten Texten, Bilddateien ohnehin nicht. Dafür lassen sich Programme auf USB Stick runterladen, wenigstens etwas. In interaktive Kästen konnt man früher auch eintippen, halt einen Text hinterlassen, aber pass auf was du schreibst. Es ist nicht ganz so anonym wie im Internetcafe, wo in der Regel keiner nachvollziehen kann, wer diese dummen Witze ablässt. :-)))

Wer auf Indymedia irgendwelche staatsgefährdenen Comments postet, na pass auf Freund. Wir finden dich. Nur als Fallbeispiel.
Wer das konfiguriert hat, dem sollte man auferlegen, mal selbst unter solchen Bedingungen zu surfen. Die habens nicht nötig und würden sowas als Zumutung empfinden. Jedem Internetcafe mit solchen Arbeitsbedingungen würden die Kunden schneller davonlaufen als man den Rechner runterfahren kann.
Da sind eben zwei Kulturen aufeinander geprallt. In die Bücherei geht man um zu lesen und hält die Klappe. Das Internet lebt aber davon, das man eben nicht die Klappe hält. Da passt eben was nicht zusammen und daher werden die Geräte nur mit Einschränkungen zur Verfügung gestellt. Wer wissen will, wie es sich in China oder Arabien surft, der kann sich die Reise sparen. Ein Besuch der Stadtbücherei bietet ein vergleichbares Erlebnis.

PS: Netterweise lässt der Browser nun Videos zu, na das ist doch immerhin ein kleiner Fortschritt.